Mit seinem Rollstuhl auf der Überholspur

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Maximilian (10) ist ein begnadeter Rollstuhlsportler. Am liebsten spielt er Tennis oder fährt mit dem Handbike.

Wäre alles nach Ansicht der Ärzte verlaufen, sollte Maximilian heute nicht einmal sitzen können.
Der Zehnjährige kam nämlich mit einem gespaltenen Rückgrat zur Welt. Zu den Auswirkungen dieser Fehlbildung zählen Schäden im Rückenmark und in den Hirnhäuten. Maximilian kann deshalb seine Hüfte nicht bewegen. Seine Knie kann er zwar anwinkeln, alles darunter ist jedoch wieder vollständig gelähmt. Trotz alldem ist Maximilian ein aufgeweckter Junge, der
ständig in Bewegung ist. „Der Maxi ist ein Wilder“, meint sein Vater Alexander Taucher schmunzelnd. „Ich kann kaum hinsehen, wenn er von der Schule mit dem Rollstuhl
nach Hause rast.“

Sportliche Leidenschaft

Maximilian spielt nun seit mehr als zwei Jahren Rollstuhltennis. Zwei Mal in der Woche trainiert
er gemeinsam mit Gleichgesinnten im Tennisclub in Höchst. Der Hohenemser ist dabei mit seinen zehn Jahren mit Abstand der Jüngste. Sein Vater betont: „Wenn er etwas macht, dann macht er das mit viel Ehrgeiz und steht voll dahinter.“ Dies spiegelt sich in seinen Erfolgen wider. Maximilian holte sich bei der Staatsmeisterschaft in Bad Ischl den Titel und ist somit der jüngste Staatsmeister in der Altersklasse der unter 18-Jährigen. „Darauf bin ich schon sehr stolz“, sagt Maximilian. Seine Vorbilder sind sein Trainer Oliver Balzer, Paralympics-Teilnehmer Nico Langmann und der österreichische Staatsmeister Thomas Flax.

Tennis im Rollstuhl

Die Sportart Rollstuhltennis sei um einiges herausfordernder als Tennis im Stehen. Der größte Unterschied bestehe darin, dass die Spieler schneller reagieren müssen, um den Rollstuhl an die richtige Position zu bringen. Dafür wird ein spezieller Rollstuhl mit abgeschrägten Reifen
verwendet, der für die nötige Stabilität sorgt. Zudem erfordere es sehr gute Koordinationsfähigkeiten, den Rollstuhl mit beiden Händen zu lenken und den Ball anschließend mit einer Hand zu schlagen.

Kraft und Ausdauer

Die benötigte Kraft für die Schläge eignete sich Maximilian beim Handbike-Fahren an, welches er parallel zum Tennis mehrmals in der Woche trainert. Dabei legt der Zehnjährige bis zu 60 Kilometer zurück. „Er hat wirklich eine enorm gute Ausdauer“, erzählt sein Vater sichtlich stolz. „In seinem Alter kann ihm niemand das Wasser reichen.“ Zu Recht: Maximilian ist dreifacher
Landesmeister im Handbike und stellte bereits einen Streckenrekord bei Wettrennen in Ulm und in Stuttgart auf. Vor ihm war niemand je schneller. Außerdem, ergänzt Alexander Taucher, macht Maximilian jetzt auch die Berge mit einem umgebauten Handbike unsicher. „Es soll nichts geben, was er nicht machen kann“, erklärt er. So spielt Maximilian mit Krücken leidenschaftlich gerne Fußball, fährt mit einem Monoski die Pisten runter und geht Schlittschuh fahren. „Solange er all das machen will und es ihm gesundheitlich möglich ist, unterstützt ihn natürlich die ganze Familie dabei“, erklärt sein Vater. „Der Sport ist sehr wichtig für ihn. Ohne diesen wäre er heute nicht so, wie er ist.“

Zukunftsgedanken

In nächster Zeit stehen bei Maximilian wieder einige Wettkämpfe im In- und Ausland an, darunter auch eine Staatsmeisterschaft mit dem Handbike. „Cool wäre auch einmal eine Goldmedaille bei den Paralympischen Spielen“, fügt Maximilian dem hinzu. Am liebsten wären ihm zwei Medaillen. Eine im Tennis und eine mit dem Handbike. Er kann sich nämlich nicht entscheiden, welche Sportart er lieber macht.

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